Maria Scharrenberg und Martin Seydell, das Ergebnis Ihrer zweitägigen Veranstaltung auf Sylt fördert neue Details über die mögliche Zukunft des Kfz-Gewerbes zutage, die so noch nicht geäußert wurden. Was haben Sie anders gemacht?
Maria Scharrenberg: Die Führungsakademie Sylt führt seit mehr als zehn Jahren Seminare für Führungskräfte aus dem gesamten Kfz-Gewebe durch. So haben wir mit Hunderten von Führungskräften und Mitarbeitern Gespräche über die Situation in den unterschiedlichsten Autohäusern und Werkstätten führen können.
Von daher ist uns das Innenleben von Betrieben geläufig, aber auch die Überlegungen und Motive von Unternehmern und Führungskräften. Daneben sind alle Trainer und Moderatoren der Führungsakademie regelmäßig in Weiterbildungen, was ihnen z.B. eine große Bandbreite von Moderationsverfahren an die Hand gibt.
Martin Seydell: Die bei dem SEC 16 angewandten Kommunikationsverfahren entsprechen neuesten psychologischen Erkenntnissen. Wir sichern diese durch eine kontinuierliche Beratung durch Fachleute aus dem psychologischen Bereich ab. Dazu kommt unser Erfahrungswissen. Bei dem SEC 16 war es besonders wichtig, auf eine ausgewogene Zusammenstellung der Teilnehmer zu achten. Durch die Unterschiedlichkeit sowohl in der Persönlichkeit als auch im Aufgabenbereich entstanden sehr intensive und teils auch kontroverse Diskussionen. Dieses Milieu wird benötigt, um ein Thema wirklich an der Wurzel packen zu können.
Hierbei ist auch die Grundeinstellung der Moderatoren entscheidend: Wir beibeide, Maria Scharrenberg und ich, waren absolut davon überzeugt, dass jeder Teilnehmer einen wichtigen Impuls zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt liefern kann. Nimmt man diesen Impuls auf, kann die Gruppe unglaublich nach vorne gebracht werden.
Wie läuft ein SEC ab?
Martin Seydell: Grundsätzlich unterteilt sich ein Strategic Excellence Cluster in drei Phasen: Es beginnt mit Tiefeninterviews. Die übrigen Teilnehmer verfolgen diese Gespräche und lernen dadurch die Sichtweise der anderen Teilnehmer in allen Dimensionen kennen.
In Phase zwei werden dann die subjektiven Sichtweisen in Gruppendiskussionen auf ihre Validität und Robustheit getestet. Wenn ein Gedankengang diese Diskussion sozusagen überlebt hat, wird er in die Endauswahl mit aufgenommen.
Im dritten Schritt werden dann die Ergebnisse nach der Veranstaltung durch ein kleines Team ausgewertet und die Szenarienpaare, die für die Präsentation sehr wichtig sind, entwickelt. Wir arbeiten, wie auch bei unseren Seminaren, immer mit zwei Trainern im Team.
Die Führungsakademie Sylt ist eine Tochter des LV SH. Trotzdem wird Kritik an der Organisation geübt. Beißen Sie nicht die Hand, die Sie füttert?
Maria Scharrenberg: Auf den ersten Blick mag das so scheinen, doch bei genauerer Betrachtung ist das Gegenteil der Fall. Mit einer gewissen Sorge verfolgen wir, dass die Organisation des Kfz-Gewerbes zurzeit Schwierigkeiten hat, sich an das enorme Tempo der digitalen Transformation anzupassen. Es ist wie mit dem Kaiser, der keine Kleider trägt: Erst dadurch, dass das klar angesprochen wird, können kluge Entscheidungen getroffen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Wir glauben, dass der ZDK, die Landesverbände und Innungen eine bewährte Organisation darstellen, die das Potenzial hat, auch weiterhin eine starke Interessenvertretung zu sein. Dieses Potenzial darf aber nicht verspielt werden, indem die Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten und Herausforderungen verlorengeht.
Was ist die größte Sorge, wenn Sie an die Zukunft der Autohäuser und Werkstätten denken?
Martin Seydell: Neue digitale Anbieter drängen zurzeit mit gut durchdachten und einfach zu nutzenden Systemen an unterschiedlichen Stellen auf den Automarkt. Oftmals sind Kfz-Unternehmer derart an das Tagesgeschäft gebunden, dass sie keine Zeit und Energie mehr für die eigene Zukunftsvision aufbringen. Das ist brandgefährlich, denn es ist die originäre Aufgabe des Unternehmers, dieses zu tun – niemand kann ihm diese Aufgabe abnehmen.
Wir hoffen natürlich, dass die von uns geschilderten möglichen Szenarien den einen oder anderen aufwachen lassen. Wer zu spät auf den Zug aufzuspringen versucht, fällt möglicherweise auf die Gleise.
In welchen Unternehmen wurde bisher dieses Moderationsverfahren angewandt?
Maria Scharrenberg: Es gibt drei Felder, auf denen wir dieses Moderationsverfahren besonders erfolgreich angewendet haben: Erstens Unternehmen, die daran interessiert sind, wie sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern die Zukunft managen können. Zweitens Organisationen, die äußerst komplexe Sachverhalte ergründen und verständlich machen wollen, und drittens Unternehmen, die tiefe Zerwürfnisse überwinden wollen und dafür die Konfliktparteien an einen Tisch holen. Dieses passiert besonders häufig bei Unternehmen, die eingekaufte Unternehmen in ihr bestehendes System integrieren wollen.
Alle bisher durchgeführten Moderationsverfahren führten zu einer großen Wertschätzung der Teilnehmer für den Standpunkt des jeweils anderen. Viele beeindruckte es zu erleben, welchen Wert es hat, wenn man in aller Ruhe seine Gedanken entwickeln kann und mit Wertschätzung die Welt des anderen kennenlernt.
Welches Szenario haben Sie für die Zukunft des SEC und der Führungsakademie Sylt?
Martin Seydell: Wir haben festgestellt, dass es oftmals schneller zu guten Ergebnissen führt, wenn man nach guter Vorbereitung einfach loslegt und dann das Konzept fortlaufend optimiert. Dieses Verfahren wenden wir auch gerne für Unternehmen an, die wir beraten. In Deutschland besteht die Tendenz, Probleme zu akademisieren und dann letztlich, wie man bei uns im Norden sagt, nie zu Potte zu kommen. Voraussetzung ist natürlich, dass das Bedürfnis des Unternehmens und seiner Mitarbeiter klar definiert wird und dann alle möglichen Optionen ausgelotet werden. Die Führungsakademie Sylt hat sich für Seminare auf hohem Niveau etabliert, deshalb ist es nur folgerichtig, dass wir bei dem Moderationsverfahren genau so vorgehen.
Daher sind wir auch sehr dankbar für das große Vertrauen und die Unterstützung, die wir von so innovativen Unternehmen wie der BDK, Fuchs Schmierstoffe, DAT, TÜV NORD Mobilität, Kroschke, und anderen erhalten, die unsere Arbeit unterstützen.
Was kostet das Format SEC?
Maria Scharrenberg: Unser Tagessatz beträgt 3.200 € zzgl. MwSt. Die Reisekosten sind in diesem Satz bereits enthalten. Wenn eine journalistische Aufarbeitung und Dokumentation der Inhalte gewünscht ist, wird zusätzlich ein Tagessatz von 1.100€ zzgl. MwSt. fällig.