Der ZDK und die Dynamik der Branche

Jünger und schneller

„Wir bräuchten beim Thema Digitalisierung ein ähnliches Modell, wie wir es bereits bei den Partneranwälten in Schleswig-Holstein haben. Eine Gruppe von digitalen Anbietern, die die Bedürfnisse der Branche kennt, die unsere Bedürfnisse kennt, und uns die notwendigen Lösungen anbietet. Dann haben wir mehr Klarheit, wissen wer seriös ist, und können das Thema mit geringeren Risiken anpacken.“

Nina Eskildsen

Interessenvertretung für ein Gewerbe, das so vielfältige Erscheinungsformen kennt, wie es Betriebe hat– es gibt einfachere Aufgaben. Wie gelingt dieser Spagat zwischen den Interessen des einzelnen Mitglieds – ob klein, ob groß–, europäischer und nationaler Politik sowie den besonderen Ansprüchen multinationaler Hersteller?

Positivstes Szenario

Die Betriebe erkennen, dass eine starke Vertretung ihrer Interessen unabdingbar ist. Die Organisation des deutschen Kfz-Gewerbes vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber den Fahrzeugherstellern, der nationalen und europäischen Politik sowie in juristischen Fragestellungen. Des weiteren sorgt die Organisation für eine erfolgreiche berufliche Bildung und unterstützt in betriebswirtschaftlichen, technischen und hoheitlichen Angelegenheiten. Was ergibt sich daraus? Die Betriebe stellen die finanziellen Ressourcen zur Verfügung und haben Wertschätzung für die von der Verbandsorganisation erbrachten Leistungen.

Die Struktur (Innung, Landesverband, ZDK) ist über die Jahrzehnte organisch gewachsen, erprobt und – gemessen an den Ergebnissen – erfolgreich. Anpassungen werden nur vorgenommen, wenn sich Rahmenbedingungen, die das bisherige Handeln bestimmt haben, grundlegend ändern.

Welche Störfaktoren sind denkbar?

  1. Der ZDK tut das, wofür er geschaffen wurde, aber aufgrund mangelnder Kommunikation wird dies nicht von den Mitgliedern wahrgenommen.
  2. Die Leistungen werden zwar geschätzt, aber aus eigennützigen Motiven heraus wird die Zuwendung finanzieller Mittel reduziert oder sogar eingestellt.
  3. Es ist von Seiten der Betriebe keine Bereitschaft vorhanden, notwendige, gemeinsam getroffene Entscheidungen umzusetzen (Bsp. Fabrikatsverbände beschließen ein strategisches Vorgehen, das von einzelnen Fabrikatshändlern aufgrund kurzfristiger Vorteile unterlaufen wird).
  4. Größere Handelsunternehmen sehen keine Notwendigkeit darin, kleinere Handelsbetriebe oder freie Werkstätten an den Vorteilen der gemeinsamen Interessenvertretung partizipieren zu lassen.

Negativstes Szenario

Die Organisation des Kfz-Gewerbes entstammt einer Zeit, in der es Wissensmonopole gab, die erfolgreich verteidigt werden konnten und damit dem Besitzenden (den Betrieben) immense Vorteile boten. In Zeiten von nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehendem Wissen (bedingt durch das Internet) haben sich diese Vorteile zu einem Nachteil entwickelt, da sie eine Reaktion in Echtzeit aufgrund von starren Organisationsstrukturen und Glaubenssätzen verhindert. Symptome für diese Einschätzung sind:

  • ZDK sitzt in Bonn, statt – wie praktisch jede relevante Interessenvertretung – in Berlin
  • das Präsidium hat ein relativ hohes Durchschnittsalter
  • Händlerverbände können nicht auf Augenhöhe mit dem Hersteller agieren, weil der einzelne ehrenamtlich engagierte Händler Repressionen durch den Hersteller befürchten muss

Es gibt keine Antwort auf die Frage: „Wie soll eine Interessenvertretung Interessen vertreten, wenn die Mitglieder unfähig sind, sie zu definieren?“

Welche Empfehlungen können dem ZDK gegeben werden, um diesem negativen Szenario zu entgehen?

  1. Leistung muss durch die Mitglieder wahrnehmbar sein. Das bedingt eine klare Kommunikation. Damit sollen die bisherigen Bemühungen nicht abgewertet werden. Dennoch gibt es erhebliche Defizite in der Wahrnehmung der digitalen Kommunikation zu den Mitgliedsbetrieben. Eine Ausrichtung als Multi-Channel-Player muss als grundsätzliche Verbandsaufgabe erkannt werden. Im Kfz-Gewerbe ist die Dramatik jedoch noch größer, da die Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen (große nationale Gruppen, herstellereigene Autohäuser, mittelständischer Fabrikatshandel, freier Handel und fabrikatsgebundene Servicebetriebe, konzeptgebundene freie Werkstätten und freie Werkstätten ohne vertragliche Bindung) individuell befriedigt werden müssen. Es sollte ein stetiger Kommunikationsstrom fliessen, dessen Nutzen für den einzelnen Player sofort ersichtlich ist.
  2. Es ist sicherlich nicht ratsam, eine bewährte Struktur zu zerschlagen und durch ein neues System zu ersetzen, dessen Überlegenheit nicht nachgewiesen ist. Daher erscheint es sinnvoll, eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Verbandsstrukturen voranzutreiben:
  • Stärkung des ZDK-Standorts in Berlin, um die Präsenz des Gewerbes in der Bundespolitik zu vergrößern
  • Verjüngung des Durchschnittsalters im Präsidium durch die Integration von zwei „digital natives“ (Geburtsdatum 1990 oder jünger)
  • Schaffung des Geschäftsbereichs „Digitale Transformation“ mit eigenem Geschäftsführer und einem auskömmlichen Budget, das den Einkauf von Beratungsleistungen externer Unternehmen möglich macht. Dieser Bereich ist selbstverständlich sofort in Berlin anzusiedeln.
  • der ZDK initiiert über seine Fabrikatsverbände eine außerordentliche Spendenaktion (freiwillig, Mindestbetrag 1.000 €), um ausschließlich Rechtsverfahren gegen Hersteller oder NGO (wie DUH) zu finanzieren.
    Das Geld wird benötigt, um international agierende Rechtsanwaltskanzleien mit hoher Reputation einzusetzen, Gutachten erstellen zu lassen und die Kompensation finanzieller Schäden bei Händlern zu ermöglichen, in deren Namen das Rechtsverfahren geführt wird.
  • Einsetzung von wendigen, handlungsschnellen Task-Forces zur Umgehung langwieriger Entscheidungsprozesse bedingt durch die Mehrstufigkeit der Organisation.
    Durch dieses Verfahren, in dem wenige ausgewählte Experten aus der Organisation gemeinsam mit externen Fachleuten eine Verbandsleistung in kürzester Zeit zur Produktreife führen, soll die Organisation nicht entmachtet werden, aber in die Lage versetzt werden, auf die Dynamik des Marktes angemessen zu reagieren; deshalb wird das Produkt vor Einführung von dem zuständigen Gremium der Organisation abgenommen; hierbei wird nicht eine 100%-ige Vollkommenheit angestrebt, sondern eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Produkts während der Nutzung in Kauf genommen.
  • Alle UnternehmerInnen in der Organisation des deutschen Kfz-Gewerbes sollten sich selbstkritisch hinterfragen, ob sie/er sich vom Tagesgeschäft so sehr binden lässt, dass sie/er den Blick für die Vision und damit für die Strategie des eigenen Unternehmens verliert; diese notwendige unternehmerische Eigenschaft kann durch Umfragen in der Organisation kompensiert aber letztlich nicht ersetzt werden.

SEO

Abkürzung von „Search Engine Optimization“, was eine inhaltliche Gestaltung von Webseiten meint, die darauf ausgerichtet ist, dass z.B. durch die Verwendung bestimmter Schlüsselbegriffe die Webseite von Suchmaschinen hoch gelistet, vom Verbraucher also schnell gefunden wird.