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Wäre es nicht grandios, Pläne häufiger zu verwirklichen? Davon träumt wohl die große Mehrheit der Menschen. Träumt – und da liegt der Grund dafür, dass es oft beim Plan bleibt, die Realisierung aber nicht erfolgt. In dem Buch „Die Psychologie des Gelingens“ zeigt Gabriele Oettingen nicht nur, warum wir bei der Verwirklichung unserer Vorhaben meist scheitern, sondern auch, wie wir aus dieser Sackgasse herausfinden können.
Ihren Aussagen liegen umfangreiche Forschungen und Versuchsreihen zugrunde. Diese Experimente ergaben tiefgreifende Erkenntnisse über die Ursache für das Scheitern. Bei der Verwirklichung von Plänen geht die Mehrheit der Menschen mit einer gewissen Portion Optimismus an den Start. Die Autorin unterscheidet dabei zwischen positiven Erwartungen, die sich aus Erfahrungen speisen, die Menschen bereits gemacht haben, also Erlebnissen, in denen sich Pläne verwirklichen ließen. Es gibt aber noch eine andere Form von Optimismus: „eher schwebende Gedanken und Bilder, die ihre Wurzeln in Wünschen und Sehnsüchten haben“.
Wie sich aus der eigenen Erfahrung leicht ableiten läßt, ist die zweite Form bei der Verwirklichung von Plänen nicht hilfreich. Woran liegt das genau? Oettingen weist darauf hin, dass diese Träume mit geringem Realitätsbezug angenehm sind, uns in einen Zustand der Entspannung versetzen. Entspannung ist nun mal da nicht hilfreich, wo wir nur unter Anstrengung zur Erreichung eines Ziels gelangen können. Wir sind sozusagen mental nach einer langen Joggingrunde schon wieder zu Hause, dabei haben wir das Sofa noch nicht einmal verlassen.
Auch nicht zielführend ist eine durch und durch pessimistische Haltung. Sie lässt uns Vieles, das wir mit einiger Mühe erreichen könnten, nicht einmal ernsthaft in Betracht ziehen. Damit berauben Menschen sich vieler Möglichkeiten. Wo also liegt die richtige Herangehensweise? Oettingen fand bei ihren Forschungen heraus, wie wichtig es ist, vor den ersten Schritten zur Verwirklichung eines Projekts das Ganze mental zu kontrastieren. Mentales Kontrastieren meint nichts anderes als Träume mit dem zu konfrontieren, was ihrer Verwirklichung im Wege steht. Für diese Technik erfand sie das Akronym „WOOP“ – Wish – Outcome – Obstacle – Plan (Wunsch – Ergebnis – Hindernis – Plan).
Ein Beispiel soll deutlich machen, wie WOOP funktioniert. Wer den Wunsch hat, mehr Sport zu machen, der darf durchaus über die schönen Effekte nachdenken, die die Erreichung des Ziels haben werden, wie eine größere physische Fitness, ein gesteigertes Wohlbefinden, eine erhöhte – auch mentale – Leistungsfähigkeit, etc. Statt nun aber gleich zu einem Plan überzugehen sollte zunächst darüber nachgedacht werden, was einen daran hindern könnte, Sport zu treiben: Müdigkeit nach einem langen Arbeitstag, schlechtes Wetter bspw. Jetzt, im vierten Schritt bei der Festlegung des Plans ist es wichtig, sich bei jedem der möglichen Hindernisse zu überlegen, wie man sie konkret überwinden will. Das könnte im vorliegenden Beispiel dann so formuliert sein: „Wenn ich müde von der Arbeit nach Hause komme, gehe ich garnicht erst ins Wohnzimmer, sondern ziehe schon im Flur meine Sportsachen an, nehme meine bereits gepackte Tasche und fahre ins Fitness-Studio.“ Oder: „Wenn es regnet, dann findet meine Laufrunde nicht im Park, sondern auf dem Laufband im Fitness-Studio statt.“ Wer nach dieser Methode an die Verwirklichung seiner Pläne herangeht, der hat – das lassen die Langzeitexperimente erkennen – eine signifikant höhere Chance, erfolgreich zu sein.

Autorin

Gabriele Oettingen ist Professorin für Psychologie an der Universität Hamburg und an der New York University. Seit 20 Jahren erforscht sie, wie aus Motivation Handlungen erwachsen.

Oettingen Psych. Gelingens

Nutzen für Führungskräfte

Die Methode des mentalen Kontrastierens lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden. Für eine Führungskraft besteht eine wichtige Aufgabe darin, sich selbst im Auge zu behalten: Stichwort Selbstreflexion. Da geht es natürlich auch um die eigene Motivation, um die eigenen Ziele. Erst wenn die geklärt sind, dann kann ein Mensch mit Personalverantwortung für die Bedürfnisse „seines“ Teams da sein. „Die Psychologie des Gelingens“ liefert anhand einer Reihe von Beispielen nicht nur ein „Werkzeug zur Wunscherfüllung“, sondern zeigt auch, wie es möglich ist, zu erkennen, wann es gut ist, sich von Zielen zu verabschieden, weil sie einem nicht entsprechen oder nicht sinnvoll sind. Diese Möglichkeit der Selbstregulation ist enorm wertvoll – für jeden Menschen – aber eben auch für Führungskräfte, die in der stetigen Gefahr stehen, durch täglichen „Kleinkram“ bei der Konzentration auf das Wesentliche gestört zu werden.

Autor: Gabriele Oettingen

Thema: Selbstmanagement

ISBN: 978-3-426-30138-8