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Bis 1696 gab es nur weiße Schwäne – so jedenfalls die Überzeugung der Europäer. Doch dann wurden in der Nähe von Perth (Australien) erstmals schwarze Schwäne gesichtet, und das bisher als unumstößlich Geltende musste komplett revidiert werden. Diese Episode inspirierte Nassim Nicholas Taleb zu seinem aufsehenerregenden Buch „Der schwarze Schwan“, das sich mit Wahrscheinlichkeit, mit dem Zufall und unserem Umgang mit den Unwägbarkeiten beschäftigt. „Schwarze Schwäne“ nennt Taleb Ereignisse, die sich durch drei Merkmale auszeichnen: Sie sind erstens außerhalb aller Erwartungen, da nichts in der Vergangenheit auf sie hindeutet, sie haben, zweitens, enorme Auswirkungen, und drittens versuchen wir Menschen hinterher Erklärungen für ihr Auftauchen zu finden. Das berühmteste Beispiel der Neuzeit für das Erscheinen eines „Schwarzen Schwans“ ist der 11. September 2001.

Von diesem die politische Weltordnung umwälzenden Terroranschlag ausgehend mag der Leser denken, dass es sich bei den Schwarzen Schwänen immer um negative Ereignisse handelt. Das ist nicht der Fall. J. K. Rowling schuf mit dem Schreiben der Harry-Potter-Serie einen „Schwarzen Schwan“, der sie von einer Sozialhilfe-Empfängerin zur reichsten Schriftstellerin aller Zeiten machte – übrigens hat es auch kein männlicher Kollege geschafft, finanziell in ihre Dimensionen vorzustoßen. Nein, unwahrscheinliche Ereignisse können gut oder schlecht sein. Die Frage stellt sich allerdings: Wie reagieren wir persönlich auf die „Schwarzen Schwäne“, denen wir begegnen? Taleb plädiert dafür, sich dem Unvorhergesehen gegenüber offen zu zeigen, in ihm die Chancen zu sehen, nicht vor den Risiken in Starre oder panisches Ausweichen zu verfallen.

Autor

Nassim Nicholas Taleb, 1960 im Libanon geboren, studierte in Frankreich und den USA. Er machte im Finanzwesen als Börsenhändler und Analyst für Risikomanagement Karriere und arbeitete für verschiedene international operierende Banken. Seine Kenntnisse halfen ihm, in den finanziellen Krisen von 1987 und 2007 seine Investments so zu gestalten, dass er Gewinne realisieren konnte. Trotz dieser Erfolge wandte er sich komplett von der Börse ab und nahm verschiedene Lehraufträge an amerikanischen und europäischen Universitäten an. Sein Buch „Der Schwarze Schwan“ war mit einer Millionenauflage und Übersetzungen in über 30 Sprachen sein persönlicher „Schwarzer Schwan“ – ein unvorhergesehener Erfolg mit großen Auswirkungen auf sein weiteres Leben.

Buchtitel_Der Schwarze Schwan

Nutzen für Führungskräfte

Die berufliche Realität von Führungskräften ist geprägt vom Auftauchen „Schwarzer Schwäne“. Alles ist denkbar: vom plötzlichen Ausfall bewährter MitarbeiterInnen über die Notwendigkeit eines Standortwechsels, ein Skandal auf Seiten des Herstellers bis hin zur Akquirierung eines Großkunden. Unvorhersehbare Veränderungen sind die Realität, ja Taleb betont: „Unsere Welt wird vom Extremen, Unbekannten und sehr Unwahrscheinlichen beherrscht.“ Die Frage ist: Wie geht eine Führungskraft damit um? Taleb „zieht“ all denen „den Zahn“, die glauben, sich gegen die dunkel gefiederten Vögel wappnen zu können, indem man sich darum bemüht, ihr Erscheinen voraus zu berechnen.

Da sie also auf jeden Fall in irgendeiner Form das (berufliche) Leben durcheinander wirbeln werden, ist es ohne Zweifel sinnvoll, zu analysieren, wo die Chancen für das Unternehmen und für einen selbst liegen, wenn der „Schwarze Schwan“ sich zeigt. Taleb geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er fordert, sich bewusst auf unbekanntes Terrain zu begeben, denn das maximiere das Potential für glückliche Umstände. Statt mit Blick auf die Möglichkeit von Misserfolgen ängstlich alles Neue abzulehnen, solle jeder dankbar für Chancen sein. Selbst für Niederlagen, denn sie, so der Autor, bringen einen weiter.

Diesen Ansatz illustriert Taleb mit einer eindrucksvollen Geschichte aus dem Leben des antiken Malers Apelles (4. Jahrhundert v. Chr.). Der mühte sich eines Tages vergeblich damit ab, ein feuriges Pferd mit dem obligatorischen Schaum vorm Mund zu malen. Immer wieder musste er das Gemalte wegwischen und neu anfangen. Schließlich schleuderte er wütend den Schwamm gegen die Leinwand. Der schlug genau am offenen Maul des Pferdes ein – und hinterließ einen Abdruck, der perfekt nach Schaum aussah.

Autor: Nassim Nicholas Taleb

Thema: Selbstmanagement

Gelöscht: ISBN: 978-3-8135-0686-0