Die „Magic 5“ des Bindungsmanagements

Selbstmanagement und Zielerreichung in der modernen Arbeitswelt

Die „Magic 5“ des Bindungsmanagements Selbstmanagement und Zielerreichung in der modernen Arbeitswelt Motivierte und zufriedene Mitarbeiter, die sich zudem mit Zielen und Methoden des Unternehmens identifizieren, sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. Nur: Der Berufsalltag sieht nicht selten anders aus. Gelangweilt, unmotiviert, schlecht bezahlt, über- oder unterfordert, überlastet, nicht anerkannt: So fühlen sich nach aktuellen Umfragen viele Berufstätige. Kaum verwunderlich, dass da mancher resigniert und sich nur zu gern auf das Leben nach der Arbeit vertröstet. Dabei wollen doch fast alle Mitarbeiter eigentlich einen guten Job machen – und die meisten Führungskräfte wollen ihre MitarbeiterInnen tatkräftig dabei unterstützen. Berufstätige Menschen verbringen 75% ihrer Zeit mit der Arbeit. Wer erfüllt und glücklich leben will, wird und muss versuchen, dieses Ziel in seinem Beruf zu verwirklichen und nicht erst in der Freizeit. Doch welche Faktoren, welche Werte sind dafür eigentlich entscheidend? Naheliegende Lösungen drängen sich schnell auf: „Wenn du hier mehr verdienen würdest, wärst du zufriedener.“ – „Frag lieber nicht nach dem Sinn deiner Arbeit – Hauptsache, es kommt Geld.“ Die Frage ist nur: Halten diese Lösungen auf Dauer, was sie kurzfristig versprechen? Eigentlich ist es ganz einfach, zufriedener im Job zu werden, seine Arbeit mit Spaß und Erfüllung zu machen und sich damit auch in höherem Maße mit seiner Tätigkeit zu identifizieren. Jeder, wirklich jeder Beruf kann mit Engagement, Erfolg und Spaß gemeistert werden. Dazu braucht es keine Zauberformeln, sondern das Wissen um fünf entscheidende Faktoren und Werte, mit denen Alltagsstress und Frustphasen im Beruf besser gemanagt werden können. Nicht allein die Umstände bestimmen die Arbeitsfreude, es ist vor allem die Einstellung, mit der wir in unserem Job unterwegs sind.

Bindungswert 1: Machbare Ziele entfalten Sogwirkung

Wer sehnt sich nicht nach einem ruhigen, angenehmen, bequemen Leben? Endlich nicht mehr so viel arbeiten, das klingt gut. Es ist allerdings merkwürdig – Arbeit ist ein integraler und sogar recht archaischer Bestandteil des menschlichen Daseins. So gibt es eine Reihe von Hinweisen, die dafür sprechen, dass die Minimierung der Arbeit bei gleichzeitiger Maximierung der Freizeit keine Erfolgsgarantie für die Bewältigung des Alltags bietet. Für viele Menschen wird ein Weniger an Arbeit nicht automatisch zu einem Mehr an Lebensqualität und führt auch nicht zu einem höheren Maß an Motivation. Ein Beispiel unterstreicht dies: Während des Börsenhypes der 90er-Jahre profitierten viele von Aktienprogrammen ihrer Unternehmen und gerieten bisweilen sogar in die komfortable Lage, als angestellte Millionäre arbeiten zu können. Sie hätten ihre Aktien zu Geld machen und sich zur Ruhe setzen können – und arbeiteten trotzdem weiter. Ja, viele von ihnen forderten sogar von ihren Arbeitgebern kontinuierlich interessantere und spannendere Aufgaben, beschreibt Suzy Wetlaufer 2001 in der Zeitschrift Harvard Business Manager.

Flow: Herausforderung trifft Fähigkeit

Der leichte Job scheint also keine Garantie für ein zufriedenes Leben zu sein. Aber was dann? Das Gegenteil? Der aus Ungarn stammende Professor Mihaly Csikszentmihalyi hat sich in den USA jahrelang mit dieser Frage beschäftigt. Spaß an der Arbeit und im Leben entsteht, so seine Theorie, auf dem relativ schmalen Grat zwischen Überforderung (die uns stresst) und Unterforderung (die uns langweilt), genau dann, wenn die Herausforderung mit unseren Fähigkeiten im Einklang steht oder sie vielleicht sogar ein klein wenig übersteigt. Zu vermeiden sind die beiden Extrembereiche dauerhafter Überforderung und dauerhafter Unterforderung – mit dem Schwerpunkt auf „dauerhaft“. In den wenigsten Fällen wird das Berufsleben so beschaffen sein, dass wir ständig auf dem Flowpfad wandeln können. Der Spaß an der Arbeit entsteht nicht auf einer mit dem Lineal gezogenen Hochgeschwindigkeitsstrecke, eher schon auf einer schön geschwungenen Panoramastraße. Auf der gibt es neben den vielen Highlights auch immer wieder Passagen, die nicht so tolle Ausblicke bieten. Jeder Beruf, jede Tätigkeit wird uns früher oder später in Situationen führen, die uns zeitweise über- oder unterfordern. Wie gesagt: zeitweise! Problematisch wird es, wenn wir uns länger in diesen Extrembereichen bewegen, wenn die Abweichungen von der Ideallinie zum Regelfall werden. Dann gilt es gegenzusteuern, um nicht dauerhaft in die negativen Folgen übermäßigen Stresses oder lähmender Langeweile zu geraten.

Anmerkung zum Bild: Wurden früher für die Persönlichkeitsbeschreibung Bilder wie der „Fels in der Brandung“ oder das „Eisbergmodell“ verwendet, so eignen sich diese Bilder heute nur noch bedingt. In der aktuellen Diskussion über resiliente Persönlichkeit wird eines deutlich: Nicht die Persönlichkeit ist widerstandsfähig, die wie ein Fels dasteht. Denn Felsen erleben starke Erosionen, es braucht mehr flexible Anteile. Die Menschen, die adaptiv sein können und sich an verschiedene Anforderungen flexibel anpassen können, sind widerstandsfähig.

Stark komprimiert verbirgt sich hinter dem Flow-Modell also Folgendes:

• Der maßgebliche Faktor, um an einer Sache dranzubleiben, ist die Herausforderung.
• Die konkrete Herausforderung muss dabei mit den eigenen Fähigkeiten in Einklang stehen.
• Oder anders: Eine Aufgabe entfaltet Bindungswirkung, wenn sie uns fordert, ohne uns zu überfordern.

Flow hat Vorteile

Flow macht kreativ: Wer im Flow arbeitet, erkennt Zusammenhänge leichter, stellt Querverbindungen her und kann auch schwierige Probleme lösen. Den Zusammenhang zwischen einer herausfordernden Tätigkeit und gesteigerter Kreativität belegen unter anderem die Forschungen der Harvard-Professorin Teresa M. Amabile. Sie untersuchte über Jahre die Tagebucheintragungen von Menschen, die in kreative Projekte eingebunden sind.

Drei Ergebnisse ihrer Forschungen sind hier von besonderem Interesse:

  1. Jeder kann kreativ sein. Sicher, es mag Menschen geben, denen kreative Arbeiten leichter fallen. Aber im Grundsatz kann jeder Mensch innerhalb seiner Tätigkeit kreative Ansätze entwickeln und damit seine Arbeit interessanter gestalten.
  2.  Motivierte und zufriedene Arbeitnehmer sind kreativer. Die Annahme, dass Unzufriedenheit und Druck Kreativität fördere, stellt sich als Irrtum heraus. Spaß an der Arbeit und Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen hingegen fördern die Kreativität.
  3. Kreativität gedeiht am besten bei einer Tätigkeit, die fordert, ohne zu überfordern – und gerade dadurch Bindungswirkung entfaltet. „Arbeitnehmer wollen eine Aufgabe, die sie herausfordert, bei der sie aber auch Fortschritte machen können“, sagt die Forscherin. Der Faktor Geld hat hingegen auf das Ausmaß der Kreativität keinen messbaren Einfluss.

Flow macht froh

Wenn wir uns einer herausfordernden Aufgabe stellen, feiert unser Gehirn eine Party. Denn in dem Moment, in dem wir uns auf ein bestimmtes Ziel konzentrieren und an einer Lösung arbeiten, kommt es im Gehirn – so sehen es zumindest eine Reihe von Wissenschaftlern – zur Ausschüttung von Dopamin. Dopamin „schmiert“ den Geist. Unter dem Einfluss von Dopamin scheint unser Gehirn schneller zu arbeiten, wir denken rascher, sind kreativer und konzentrierter, assoziieren freier und – dies ist die eigentlich gute Botschaft – sind dabei nicht etwa angestrengt oder verbissen, sondern gut gelaunt. Die Kunst – bei der Arbeit wie auch im Leben an sich – besteht also darin, die Balance zu finden zwischen Unter- und Überforderung.

Bindungswert 2: Sinn ist sinnvoll

Laut Gallup Engagement Index 2008 schieben 67% der ArbeitnehmerInnen in Deutschland Dienst nach Vorschrift, 20% haben bereits die innere Kündigung vollzogen und nur 13% der Befragten arbeiten engagiert und motiviert. Dieses Ergebnis verheißt nichts Gutes im Hinblick auf das Thema Mitarbeiterbindung. Gleichzeitig aber finden es neun von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wichtig, ihren Job als sinnvoll zu erleben. Dies bestätigt eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts GRP im Auftrag der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (2002). Ein Ergebnis, das sich mit den Erkenntnissen des großen Wiener Psychologen und Neurologen Viktor Frankl deckt, dessen Forschungen unser existenzielles Bedürfnis nach Sinn im Leben und in der Arbeit zum Thema hatten. Frankl war überzeugt: Das Sinnbedürfnis ist das tiefste aller menschlichen Bedürfnisse.

Warum sinnfreie Arbeit nicht glücklich macht

Sicherlich haben Sie sich auch schon die Fragen gestellt: „Wofür bin ich hier?“ „Was ist meine Aufgabe?“ „Was will ich in meinem Leben bewirken?“ Die große Sinnfrage begegnet uns früher oder später, sie stellt sich uns immer wieder von Neuem, weil neue Lebensabschnitte neue Antworten erfordern. Und jedes Mal, wenn wir mit Sinnfragen zu tun haben, landen wir auch beim Thema Arbeit: „Wozu ist meine Arbeit gut?“ Die Antwort ist oft gar nicht so leicht zu finden. Kurz könnte man sagen: Arbeit befriedigt das tief verankerte menschliche Bedürfnis, sein Leben aktiv zu gestalten und etwas Sinnvolles zu tun.

Drei Gründe, im Job nach Sinn zu suchen

1. Sinn motiviert

Die Geschichte der „Drei Steinmetze“ taucht in Büchern rund um das Thema Management und Beruf häufig auf. Ganz kurz geht sie so: Drei Steinmetze sind bei der Arbeit. Der Erste erklärt auf die Frage eines Passanten, was er da tue: „Ich klopfe Steine – ich verdiene meinen Lebensunterhalt.“ Der Zweite erklärt stolz. „Ich behaue ein Kapitell – und das kann ich wirklich gut.“ Und der Dritte sagt mit leuchtenden Augen: „Ich wirke hier mit an der Errichtung einer großen Kathedrale!“ – Dreimal die gleiche Tätigkeit, aber drei völlig unterschiedliche Einstellungen dazu: Für den Ersten ist seine Arbeit lediglich eine Einnahmequelle. Der Job als bloßes Mittel, um Geld zu verdienen. Der Zweite will Leistung bringen und einer der Besten sein. Der Job als Betätigungsfeld für den persönlichen Erfolg. Der Dritte wird durch die Vision motiviert, an einer großen Sache mitzuwirken. Ihn bewegt der Sinn seiner Arbeit als Beitrag zu etwas „Größerem“, das über sein persönliches Leben hinausgeht. Und dieser Beitrag entfaltet Sogwirkung, die Vorstellung davon motiviert ihn jeden Tag aufs Neue. Kurzum: Sinn bindet!

2. Sinn macht gesund

Arbeit ohne höheren Sinn zieht nicht nur der Motivation den Boden unter den Füßen weg, sie kann sogar krank machen. Eine Gallup-Studie von 2004 zeigte, dass die Zahl der Fehltage zunahm, je weniger sich Arbeitnehmer mit ihrem Job verbunden fühlten.

3. Sinn macht reich

Interessant ist auch die Tatsache, dass sich der Sinn, der mit einer Tätigkeit verbunden ist, oft in einem reziproken Verhältnis zur damit notwendigerweise verbundenen Vergütung verhält. Mit anderen Worten: Je größer der Sinn (und je größer die innere Bindung an die Aufgabe), desto geringer ist in vielen Fällen die Entlohnung. Je größer der Sinn, desto geringer das benötigte Geld.

Bindungswert 3: (Ver-)Bindung mit anderen

In den meisten modernen Unternehmen kann heute der Einzelne keine Spitzenleistung mehr erbringen. Umso wichtiger ist die Vernetzung mit anderen. Eine hohe Gruppenproduktivität bringt bessere Ergebnisse als eine hohe Einzelproduktivität. Viele Unternehmen arbeiten heute daran, sich von den alten hierarchischen Strukturen zu verabschieden und sich in moderne Netzwerkorganisationen zu verwandeln. Sie verlassen das Denken in Abteilungsschubladen und formalen Zuständigkeiten, sie delegieren Verantwortung an die Basis. Diese organisiert sich in schlagkräftigen Teams, die untereinander vernetzt sind, und sich mit neuen Aufgaben ständig neu strukturieren. Eine derartig vernetzte Organisation ist unübersichtlich, schwer zu kontrollieren, dafür aber sehr viel schneller und intelligenter als ein traditionelles Unternehmen, in dem jede Entscheidung schrittweise von unten nach oben und dann wieder Schritt für Schritt zurück von oben nach unten gefällt wird – wenn sie nicht irgendwo hängen bleibt. Das ist Teamarbeit der nächsten Generation – eine immense Herausforderung sowohl für jeden Mitarbeiter, als auch für die Führungskräfte.

Vier Gründe, warum wir gemeinsam arbeiten sollten rund um das Thema

1. Teamarbeit bringt Fortschritte Teamarbeit führt zwar häufig zu Konflikten – aber das ist auch gut so, das gehört zum Teamwork wie das Gewitter zum Wetter. Der Soziologe, Politiker und Publizist Ralf Dahrendorf hatte in den 1970er Jahren eine Theorie des sozialen Konflikts erarbeitet, die drei verschiedene Konfliktlösungsansätze vorstellt
2. Konfliktunterdrückung: Konflikte gelten als Störfaktoren, werden geleugnet und ausgeschaltet. Stattdessen wird Harmonie behauptet. Die Konsequenz: Es entsteht eine Gemeinschaftsideologie, und es kann zu einer plötzlichen Entladung unterdrückter Konflikte kommen.
3. Konfliktlösung: Konflikte werden anerkannt, allerdings unter der Prämisse, es gäbe eine gute und eine böse Konfliktpartei. Der Konflikt wird verschärft, bis das Gute gesiegt hat und eine Lösung gefunden ist. Die Konsequenz: Es entsteht eine Diktatur des und der Guten, in der Konflikte pseudodemokratisch unterdrückt werden.
4. Konfliktregelung: Hier werden Konflikte anerkannt – und zwar als ständig zu regelnde Dauererscheinung, die zu einem demokratisch-pluralistischen System gehören. Die Konfliktparteien gelten als gleichberechtigt, beide halten sich an vereinbarte Spielregeln. Die Konsequenz: Kompromisse, die beide Parteien mit tragen, und eine stetige Veränderung in kleinen Schritten.

Teamarbeit macht schnell

Vorzeige-Teams in Sachen Schnelligkeit sind Feuerwehrleute, Spezialeinsatzkommandos bei der Polizei und Rettungssanitäter: Alle arbeiten mit höchster Konzentration und Aufmerksamkeit auf ein Ziel hin (Feuer löschen, Leben retten) und haben eine…

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Autor Dr. Marco Freiherr von Muenchhausen

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen studierte Jura, Psychologie und Kommunikationswissenschaften. Heute hält der gefragte Redner und Coach europaweit Vorträge und Seminare zu den Themen Work-Life-Balance, Selbstmotivation, Selbstmanagement im Alltag und die Aktivierung persönlicher Ressourcen.